Mittlerweile nehmen Vergewaltigungen in Brasilien so über Hand, dass die Menschen von einer Vergewaltigungskultur sprechen. Mit Plan International an ihrer Seite kämpfen unterdrückte Mädchen für Gleichberechtigung und Gesetze gegen sexuelle Gewalt. Ein erster Erfolg auf politischer Ebene ist das neue Gleichbehandlungsgebot für Brasilien.

„Cultura do estupro“, zu Deutsch Vergewaltigungskultur, nennen sie die Normalität von Vergewaltigungen: Mehr als 500.000 Übergriffe pro Jahr gebe es nach Schätzungen von Plan International. Höchste Zeit, etwas zu tun und unterdrückten Mädchen ein Sprachrohr zu geben. Zum Weltmädchentag 2016 protestierten Hunderte junge brasilianische Frauen mit Plan International in der Stadt Codó City für besseres rechtliches Gehör und schärfere Strategien gegen sexuelle Repression.

Junge Mädchen, wie Irlane Félix (19), die auch im pinken T-Shirt durch Codó City marschierte, sind froh über die Hilfe von Plan. „Ich nehme die Welt jetzt anders wahr“, sagt die junge Aktivistin, die mit ihren Freundinnen auf den Straßen von Codó City Forderungen ins Megafon schreit und lautstark Gleichberechtigung für Mädchen und junge Frauen in Brasilien fordert.

Seit 1997 engagiert sich die Kinderhilfsorganisation Plan International vor allem im Nordosten des Landes, in dem die Gegensätze zwischen arm und reich stark auseinander klaffen. Über die mehr als 15.000 Kinderpatenschaften will Plan auch die Mädchen und jungen Frauen aus strukturschwachen Gegenden des Landes stärken, die gegen ihren Willen tagtäglich sexuelle Übergriffe und Demütigungen erdulden müssen.

Erste politische Erfolge der Mädchen

Über ihre ersten politischen Erfolge können sich die Patenkinder bereits freuen. Mädchen aus allen fünf Regionen Brasiliens stellten schon vor zwei Jahren die „Declaration of the Girls of Brazil“ zusammen, eine Schrift, die größere rechtliche Sicherheit für junge Brasilianerinnen fordert. Diese übergaben sie an die Präsidentin Dilma Rousseff. Vor den Staatsgrenzen macht das durch Plan International unterstützte Engagement aber nicht Halt. Zwei junge Patenmädchen, darunter Irlane Félix, bekamen die Chance, ihre Vorschläge auf der UN-Konferenz in New York vorzustellen und damit die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ direkt vor Ort mitzugestalten.

Seit Ende 2016 haben Rechte von Mädchen und Frauen nun Gesetzescharakter. Im Dezember stimmte der Nationale Rat für die Rechte von Kindern und Jugendlichen der Gesetzesresolution für Geschlechtergleichheit und die Rechte von Mädchen zu. Zuvor hatte Plan gemeinsam mit der Regierungsorganisation Conanda den Inhalt der Erklärung ausgearbeitet. Nun schwarz auf weiß, wirkt die Resolution so bindend wie ein Gesetz und stellt damit den ersten greifbaren rechtlichen Erfolg von Plan International Brasilien dar. Jedes neue Gesetz der brasilianischen Regierung muss zukünftig dem Maßstab der Gleichberechtigung entsprechen. Diskriminierungen sollen nicht mehr geduldet sein.

Mädchen stärker machen

„Durch die Versammlung habe ich verstanden, dass ich für meine Rechte wirklich kämpfen kann. Ich bin jetzt motiviert, das zu tun“, erzählt die 19-jährige Irlane Félix. So wie sie sind Hunderte junge Brasilianerinnen aktiv, gehen auf die Straße und protestieren, arbeitet an neuen Gesetzen und stellen Forderungen. Die Erfolge auf politischer Ebene geben neues Selbstbewusstsein. „Es regt sich jetzt ein so großer Widerstand, wenn es hier in Brasilien um Geschlechterfragen geht, dass die Politiker gezwungen sind, die Rechte von Mädchen ernst zu nehmen“, beschreibt Flavio Debique, Technischer Manager für Kinderschutz bei Plan International Brasilien die aktuelle Lage im Land.

Er sieht die Festschreibung der Rechte von Mädchen als ersten Schritt in die richtige Richtung, um die „cultura do estupro“ zu bekämpfen. Wie in den anderen Tätigkeitsfeldern arbeitet Plan International auf eine nachhaltige Verbesserung der Lage von Mädchen hin. Dazu sieht die Organisation die enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden unter dem Motto „Wir hören zu. Wir beraten.“ und die Patenschaften als überaus wichtig. Plan International sucht auch für Brasilien weiterhin Kinderpaten.

Quellen:

https://www.plan.de/patenschaft-lateinamerika/patenschaft-brasilien.html
https://www.plan.de/news/detail/artikel/ brasiliens-maedchen-aktiv-gegen-gewalt-und- unterdrueckung.html

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